Die Geschichte unseres Tennisclubs Forsthof

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Historisches vom Tennisverein Forsthof in Steilshoop

Schauen wir zunächst auf einen Ausschnitt einer Königlich Preußischen Landes-Aufnahme von 1878 :


Steilshoop im Jahr 1878

(Seeler/ Seeler 1988: Buchdeckel vorn mit eigener farblicher Ergänzung)

 

Auf der obigen Karte sehen wir oben rechts den Bramfelder See (blau) und mitte links eine Fläche (grün), die wenig später den Forsthof beherbergen wird. Sehen Sie im Folgenden eine Detailansicht der grünen Fläche (ein Klick auf das Bild lässt ein großes Bild erscheinen) :

Forsthof im Jahr 1902 (2/2)

(Quelle: Stadtteilarchiv Bramfeld)

Forsthof im Jahr 1902 (1/2)

(Quelle: Stadtteilarchiv Bramfeld)

 

Sie sehen zwei Bilder nacheinander. Zunächst einen Ausschnitt und danach das vollständige Bild um 90 Grad gedreht - so ist manche Schrift besser lesbar.

Die Zeichnung stammt vom Architekten des Forsthof.

 

Zunächst wurde im Jahr 1897 das Restaurant Seehof eröffnet. Das Seehof liegt oben rechts neben dem Bramfelder See und war neben dem See ein geschätztes Ausflugsziel. Fünf Jahre später, 1902, ließ Georg Michael Heinrich Beisser den Forsthof bauen, der erstmals am 31. März 1903 vermietet wurde. Näheres zur Familie Beisser finden Sie hier ».

Der erste Pächter des Forsthof war Johannes Schumann. Schon bald darauf wurden Postkarten von diesem Ausflugsziel gedruckt. Der Forsthof war vielen Bürgern der Hansestadt ein beliebter Ort der Entspannung und Erholung (ein Klick auf ein Bild lässt ein großes Bild erscheinen):

Gruß vom Forsthof - History

Umriss aus dem Forrsthof - History

Umriss vom Forsthof - History

Johan Schuumann - Hamburg 33 - History

 

Noch im Jahr 1921 ist auf einem Luftbild das Forsthofwäldchen zu sehen :

Hoppe/ Zuschlag 1994: 11

(Hoppe/ Zuschlag 1994: 11)

 
Einige Jahre später schrieb eine Steilshooperin in einem Schulaufsatz:

 

"Was das Forsthofwäldchen erzählt"

Früher herrschte kein so reges Leben hier. Nur sonntags kamen die Menschen zu mir, um sich an den Vögeln, den Eichhörnchen zu freuen. Jetzt ist es anders. Die Vögel haben, bis auf die Elstern und Krähen, den Wald verlassen. Fast täglich laufen hier Fußballspieler durch, und sonst bieten nur die Pfingsttage und die Sommersonntage etwas Besonderes. An den Pfingsttagen werden zu beiden Seiten des Weges Buden und auf der Festwiese ein Karussell aufgebaut. Letzten Pfingsten war sogar ein Seiltänzer da, der abends auf dem Seil ein Feuerwerk veranstaltete. An den Sonntagen aber sind hier immer Kindervergnügen. Die Kinder ziehen mit Musik von hier nach der Festwiese. Dort spielen sie, bis es dunkel wird und dann gehen sie im geschlossenen Zug, jeder eine Laterne in der Hand, wieder nach Hause …" (Hoppe/ Zuschlag 1994: 10)

Dieser Schulaufsatz gibt einen Hinweis auf den beliebten Fußball-Sport. Der Post-Sportverein Hamburg von 1925 e.V. (kurz Post SV Hamburg) hatte "Ende der 20er Jahre Land von Beißer gepachtet und Anfang der 30er Jahre dort Tennisplätze gebaut". (Seeler/ Seeler 1988: 229) Trainierte der Verein im ersten Jahrzehnt seines Bestehens den Fußballsport zunächst auf einem Sportplatz in der Sengelmannstraße, so "bezog der Verein am 1. September 1935 die neugeschaffene Sportanlage Am Forsthof". ( hier » ) Auf dieser Karte der Steilshooper Kleingartenvereine Ende der 1950er-Jahre finden wir noch die entsprechende Bezeichnung Sportplatz Forsthof (ohne das Wort "am"):

(Seeler/ Seeler 1988: 255)

Die Karte zeigt die Tennisplätze, die sich bis Ende April 2018 schräg gegenüber dem heutigen Famila befanden und seit 1974 von der Tennisschule Witthöft betrieben wurden.

 

Wenige Zentimeter über dem Sportplatz Forsthof erkennen wir zwei kleine Flächen mit der Aufschrift Tennisplätze. Im Jahr 1959 kündigte der Grundstückseigentümer im Zusammenhang mit dem geplanten Bau der Großsiedlung Steilshoop die Mietverträge und bot stattdessen einjährige Pachtverträge an.

1968 stand dann fest, dass der Post SV Hamburg die Sportanlage verlassen musste. Er bezog drei Jahre später eine von der Stadt Hamburg zur Verfügung gestellte neue Sportanlage in Hamburg-Farmsen. Das führte zu einem deutlichen Rückgang der Mitgliederzahl.

 

Unser Verein wird gegründet

1959 wurde am 16. März der Tennis- und Hockey-Club am Forsthof e. V. gegründet. Das Wort "am" ist etwas seltsam, weil es den Forsthof seit der Ausbombung im Jahr 1943 nicht mehr gab (in der Nähe des Forsthofes befand sich eine Flakstellung, die Ziel alliierter Bomber war), doch lebte die Tradition mit der Sportanlage Am Forsthof weiter und die Gründer unseres Vereines wollten diesen historischen Bezug fortführen. Ein wesentlicher Gründungsgrund unseres Tennisvereines war die weitgehende Übernahme der "durch Auflösung der Tennis-Abt. des PSH zum 31.3.1959 ausscheidenden Mitglieder" (Gründungsprotokoll).

Ebenfalls seltsam ist der Verweis auf den Hockey-Sport im Vereinsnahmen, weil unser Verein nie Hockey gespielt hat und die Hockey-Spieler des Postsportvereines bereits vor 1959 nicht mehr ihren Sport ausübten. Es war das Prinzip Hoffnung, das die Gründer damals optimistisch auf den Hockey-Sport verweisen ließ. Immerhin gehörte zum Verein ein Rasenplatz, auf dem die ersten zwei Jahre (1959 + 60) der Harvestehuder Tennis und Hockey Club (HTHC) gelegentlich trainierte, doch hatte der Platz keine Turniermaße. Als der HTHC seine Ausweichanlage in Langenhorn gebaut hatte, fiel auch diese Nutzung weg. Die Wiese wurde allerdings zur großen Freude der Kinder und ihrer Eltern zum Herumtollen genutzt.

In den 1960ern wurde ein farbiges Logo für unseren Verein entwickelt, so dass wir in der am 27. April 1970 erfolgten Neufassung der Vereinssatzung unter §2 den Satz finden : "5. Die Farben des Vereins sind grün / rot."

Die grüne Farbe steht für die Hockeywiese und die rote Farbe steht für den roten Tennissand.

Die Tennisanlage des THC Forsthof lag auf einer Fläche, die zum Bebauungsplan "Steilshoop 5" der entstehenden Großsiedlung gehörte, so dass die Beisser-Erbengemeischaft den Mietvertrag fristlos kündigte. Von der Stadt wurde dem THC als Ersatz eine Fläche zugewiesen, die bei der geplanten Bezirkssportanlage lag - das sind die heutigen Sportplätze des Bramfelder SV am Bramfelder See. Das war nicht ohne Schwierigkeiten, weil die Flurstücke in einem Moorgebiet lagen. Es wurden rund 50.000 Kubikmeter Grubensand aufgeschüttet und für die Errichtung des Clubhauses 44 Stahlbetonpfähle mit 14 Meter Länge in den Boden versenkt, damit das Clubhaus keine Risse bekommt.

Ende 1973 war die Tennis-Freiluftanlage fertig. Die offizielle Eröffnung war im Frühjahr 1974. So zog der THC Forsthof zu der neuen Anlage am Bramfelder See, musste aber zunächst ohne Clubhaus leben - Umkleidebaracken standen auf dem Parkplatz und entsprechend gab es keine sanitären Anlagen. Die Herren-Mannschaft spielte in der Regionalliga und musste unter diesen Umständen ihre Gäste empfangen, die es zum Glück mit Humor nahmen. Für die Bewirtung der Clubmitglieder und deren Gäste stand 1974 ein umgebauter Bürocontainer zur Verfügung, der von unserem ersten Gastwirt Manfred Grzesik betreut wurde. Bis zur Fertigstellung des Clubhauses Ende 1974 durfte unser Verein die sanitären Anlagen der benachbarten Schule am See mitbenutzen. Die Fertigstellung wurde mit einer Sylvesterfeier begossen. Im Frühjahr 1975 war dann die offizielle feierliche Eröffnung des Clubhauses, bei der sich Größen des Hamburger Tennissports sowie der Politik einfanden und sich mit uns freuten.

Unser Club war der Anlass, dass in Hamburg ein sogenannter "Sportrahmenvertrag" eingeführt wurde - er beinhaltet, dass Sportvereine stadteigenes Gelände zur öffentlichen Nutzung bekommen können.

Das Einzige, was jetzt noch fehlte, war eine Tennishalle. Die ersten Jahre wurde in Tennis-Blasen gespielt, doch war das zu kalt. Im Jahr 1981 konnten wir mit Hilfe eines Vorschusses einiger Mitglieder (30 finanzkräftige Mitglieder hatten ihre Hallenmiete für fünf Jahre im Voraus bezahlt) und mit einer nachträglichen Rückvergütung der Umsatzsteuer die Fertigstellung der Halle feiern. Die Eröffnung wurde sportlich mit einem Spiel des ältesten Vereinsaktiven (der inzwischen 80 Jahre alte "Hauptmann" Taube) gegen den jüngsten Vereinsaktiven (der damals noch 7 Jahre alte Christopher Schwenn) eingeleitet.

Bereits die Erstellung der Freiluftanlage wurde mit Unterstützung der Mitglieder in Form einer Umlage ermöglicht. Diese Bereitschaft, wenn es darauf ankommt, dem Verein finanziell unter die Arme zu greifen, hat sich bis heute erhalten. Im Jahr 2010 war wieder eine Umlage für die Sanierung des Hallendaches notwendig. Ebenso wurde mit tatkräftigem Engagement einiger Mitglieder das Clubhaus im Frühjahr 2011 renoviert. Für den kompletten "Neuanstrich" unseres Vereines fehlt jetzt nur noch ein neuer Teppichboden in der Halle.

 

Der Vereinsumzug aus kartografischer Sicht

Hier zunächst ein Bild aus der Karte der Kleingartenvereine Ende der 1950er (Seeler/ Seeler 1988: 255):


Deutlich zu erkennen ist das schmale Stück des Kleingartenvereines Forsthofshöh. Unser Tennisclub steht auf einem Teil davon und auf einem Teil des Kleingartenvereines Am See (ebd. mit eigener Einfügung):

Steilshoop im Jahr 1950 (Ausschnitt)

 

Wir freuen uns, Sie auf unserer schönen Tennis-Anlage am Bramfelder See begrüßen zu dürfen !

Der nur einen Katzensprung entfernte Bramfelder See lädt alle Familien-Mitglieder zu einem entspannten Spaziergang ein. Im letzten Jahrhundert war hier am Bramfelder See sogar eine Zeit der Strandkörbe (Foto von 1911) - als Strandbad ohne Kurtaxe:

Bramfelder Strand


Hier stehen inzwischen wieder viele Bäume und in den Baumwipfeln einer im See gelegenen Insel nistet seit vielen Jahren eine Graureiher-Kolonie. 2012 brüteten im Bramfelder See dicht beieinander gelegen ein Blesshuhn- und ein Haubentaucher-Pärchen. Wer nicht nur auf den gelben Filzball schaut, kann einiges am Bramfelder See entdecken:

Das blühende Leben am Bramfelder See - 4:41 Minuten
Video und Gestaltung: G. E.

Wir danken herzlich Ulrike Hoppe und Gudrun Wohlrab vom Bramfelder Stadtteilarchiv ( hier » ) und Hans Jürgen Rudolph für Ihre Hilfe.

 

 

 

Verwendete Literatur:

Beisser (1936): 100 Jahre. Jubiläumsschrift. Hamburg: Sonderdruck der Fa. Beisser

Beisser (1986): 150 Jahre. Jubiläumsschrift. Hamburg: Sonderdruck der Fa. Beisser

 

Erbe, J./ Kolbe, A. (1993): Stadtteilgeschichtsführer Bramfeld-Steilshoop. Gründgensstraße - Schmachthäger Straße - Steilshooper Straße, Hamburg: Stadtteilarchiv Bramfeld

 

Hoppe, U./ Zuschlag, H. (1994): Dorfgeschichte(n). Steilshoop: Die Feldmark wird Bauland, Dokumentation zur gleichnamigen Ausstellung des Stadtteilarchivs Bramfeld 1994 im City-Center Steilshoop, Hamburg: Stadtteilarchiv Bramfeld

 

Kersting, M. (2009): Steilshoop - aus dem Hause tretend möchte ich Bäume sehen

 

Seeler, S. (1956): Steilshoop. Eine Orts- und Flurgeschichte, Hamburg: Girardet
 
Seeler, S./ Seeler, I. (1988): Bramfeld, Hellbrook, Steilshoop. Vom Dorf zum Stadtteil, Hamburg: Heinevetter

 

THC Forsthof (1959): Gründungsprotokoll und Satzung vom 16. März 1959

 

THC Forsthof (1970): Protokoll der Mitgliederversammlung vom 27. April 1970 und die dort beschlossene neue Satzung

 

Online Quellen:

Wikipedia, Das Stadtteilbüro und Goswin Luksch


 

Guido

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